Mit diesem Plan ging es auch auf der diesjährigen LEARNTEC alles recht flott – von den drei Hallen war nur die Halle 1 dicht gepackt. Ein Blick auf die nackten Zahlen bestätigt diesen Eindruck. Während sich im Jahr 2020 immerhin 411 Austeller nach Karlsruhe verirrten, wurde in diesem Jahr nur mit 370 Austellern gerechnet. Das sind 40 weniger und damit eine gute halbe Messehalle. Erstaunlich wenn man bedenkt, welche Euphorie im Bildungssektor in weiten Teilen des Bildungssystems in den Medien vorhanden war. Warum schreibe ich hier explizit „Medien“? In meiner täglichen Arbeit konnte ich von dieser Euphorie nicht viel mitbekommen. Vielmehr fühlten sich die Lehrenden in weiten Teilen von den Berichten nur noch zusätzlich gestresst. Aber das ist ein anderes Thema.
Kommen wir zum inhaltlichen Teil – und damit zum frustrierenden Teil des Tages.
Im Vergleich zu den letzten Branchenmessen hat sich gefühlt gar nichts getan. Spricht man mit den Ausstellern, so hat man gleichlautende Aussagen auch schon vor der Pandemie und dem vielfach gepriesenen Digitalisierungsschub im Bildungssystem vernommen.
Aus meiner Sicht eine LED in der Dunkelheit war die Halle 1. Hier waren die Aussteller optisch und akustisch aktiver und die Stimmung war recht gut. Auch das eine oder andere Give away war praktisch. Inhaltlich fokussierten die Hersteller allerdings auch vorrangig auf betriebliche Bildung. Es ging weniger um Technik sondern vielmehr um Strukturen und Inhalte. Für mich persönlich war das recht interessant. Halle 2 schloss sich inhaltlich daran an, war aber deutlich ruhiger, zurückhaltender und eher technisch orientiert. Da es aktuell nicht in meinem Fokus liegt und die aufgerufenen Preismodelle jenseits dessen liegen, wo auch nur ein Schulträger überhaupt den Flyer zum lesen in die Hand nimmt, werde ich diese Hallen nicht weiter beachten.
Und dann ging es in Halle 3 – die „dm-arena“. Was direkt auffiel waren die vielen übergroßen Displays, Smartboards oder Beamer, von denen man nach dem Betreten der Halle faktisch erschlagen wurde. Übrigens egal aus welcher Richtung. Die HW-Hersteller und Anbieter von Netzwerklösungen reihten sich dicht an dicht.
Ich war zweifelsfrei in der Halle der schulischen Bildung angekommen. Es mag jetzt populistisch klingen, aber hätte mich jemand vor der Messe gefragt, wie meine Erwartungshaltung dahingehend wäre, so wäre dieses Bild in meinem Kopf im Bereich des Möglichen gewesen.
Dazwischen das Forum, in dem einzelne Anbieter einzelnen Besuchern aufwendig versuchten, etwas zu erklären. Das Besondere war allerdings, dass in drei unabhängig voneinander gehaltenen Vorträgen mit dem Zeigefingern gewarnt wurde, begleitet mit dieser oder einer vergleichbaren Aussage: „Das dürfen sie keinesfalls machen. Da bekommen sie Ärger.“
Das wirkte auf mich dermaßen bedrohlich, dass ich das hier unbedingt anbringen musste. Schwierig, wenn auch ehrlich, war der Umstand, dass ich bei meinen Gesprächen in allen Hallen immer wieder „unter der Hand“ erfuhr, dass sehr viele Anbieter massive Probleme in der Zusammenarbeit mit den Schulen haben. Dabei geht es explizit nicht um die zwischenmenschliche Zusammenarbeit. Es geht dabei um die teils schwierigen Beschaffungsverfahren, oftmals unklaren Kompetenzbereiche und zwei Anbietern erwähnten eine gewisse Orientierungslosigkeit in den Beschaffungvorhaben. Anforderungen werden zwar inhaltlich klar definiert, stimmten nach Aussagen der Aussteller oft nicht mit den eigentlichen Anforderungen vor Ort überein. Wie gesagt, es handelt sich um einzelne Aussagen von Ausstellern. Aber ich finde diese Grundstimmung sehr bedenklich. Für mich schließt sich damit auch der Kreis, warum meine Wahrnehmung in den Hallen so unterschiedlich war.